Der Rucksack des 33-jährigen Maurers ist vollgepackt mit einer Menge Berufsstolz, Erfahrungen und damit verbundenen Geschichten. Christian Ruchti packt für uns diesen Rucksack aus und erzählt von seinen Geschichten. Ausserdem verrät er uns, wie Eigenleistungen auch in seiner Abteilung möglich sind.
Eigenleistung in der Umsetzung
Kommunikation und Verantwortung
Zu Beginn jedes Arbeitstages bespreche ich mit der Bauherrschaft, wie viel Zeit sie an diesem Tag aufwenden kann und welche Arbeiten zu erledigen sind. Es ist wichtig, vorhandene Zeitfenster optimal mit den Arbeiten zu koordinieren. Ich achte auch auf die Motivation der helfenden Personen. Denn, wie überall, gibt es nicht nur schöne Arbeiten zu erledigen und manchmal ist ein Motivationsschub nötig. Grundsätzlich ist es so, dass ich weiterhin die Bauaufsicht und damit die Verantwortung für die Arbeiten trage. Daher kontrolliere ich wichtige Arbeitsschritte, wie z.B. Armierungseisen verlegen, immer auf die korrekte Ausführung.
Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft
Ich versuche, meine Erklärungen jeweils auf die Person und die anstehenden Tätigkeiten abzustimmen. Beispielsweise sind Abbrucharbeiten oder auch das Verlegen und Binden von Armierungen nicht so komplex und benötigen weniger Erläuterungen. Komplexere Arbeiten und Maschinenfunktionen probiere ich verständlich sowie einfach zu erklären und erkundige mich, ob diese auch richtig interpretiert werden. Solche Verrichtungen können unter anderem Wände verputzen oder auch Betonarbeiten sein. Viele Arbeitsschritte erscheinen simpel, jedoch steckt oft eine Menge Finesse und Fachwissen dahinter. Diese Arbeiten sind essenziell, Fehler zumeist sichtbar und teilweise schwierig auszubessern. Das ist ärgerlich oder verursacht Mehrkosten, wenn ein Bauteil nochmals erstellt werden muss.
Gegenseitiges kennen und schätzen lernen direkt auf der Baustelle
Durch die gemeinsame Arbeit lerne ich die Bauherrschaft auf eine persönlichere sowie eigene Art kennen. Das Schönste ist immer das zufriedene Lächeln im Gesicht, wenn etwas fertig ist. Einerseits, weil die Arbeit sauber ausgeführt wurde und andererseits auch, weil sie beteiligt waren. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Verständnis bei der Kundschaft grösser wird, da sie bei der ganzen oder einem Teil der Arbeit mitgeholfen haben. Ein wichtiger Punkt ist das Bewusstsein, dass Eigenleistung verbindlich ist. Das heisst, wer sich für die Erbringung von Eigenleistungen entschieden hat, muss dies auch einhalten. Andernfalls funktioniert das System nicht. Im Weiteren ist es so, dass bei unserer Arbeitsgattung oft sehr schwere Arbeiten anfallen, daher ist eine gewisse körperliche und psychische Belastbarkeit von Vorteil, wie auch ein Grundverständnis für zum Beispiel Geräte und Werkzeuge.
Erinnerungen, welche geblieben sind
Eines der ersten Projekte, welches ich selber betreuen durfte, bleibt mir besonders gut in Erinnerung. Dabei ging es um einen Stallausbau, welchen ich gemeinsam mit dem Bauherren realisieren und nach optimalen Lösungen suchen konnte. Die Ausbauarbeiten gingen schnell voran und am Ende war der Kunde äusserst zufrieden. Mir gefiel die Variation der Grösse bei diesem Projekt – die Mischung von kleinen Details bis zu den grossen Ausführungen war perfekt. Das Wichtigste ist für mich die Kundenzufriedenheit. Wenn ich mit der Baustelle fertig bin, freue ich mich an den lachenden Gesichtern meiner Kundschaft und den Worten «Das isch super guet usecho!».
Spass auf der Baustelle
Auf dem Bau gilt nicht nur ernste Miene, es wird oft gelacht. Ich erinnere mich gut an eine ganz bestimmte Anekdote. Der Auftrag war, eine Betonplatte im Aussenbereich zu betonieren. Fazit: Immer darauf achten, dass keine Tiere darüber spazieren. Genau darüber haben wir am Morgen mit der Bauherrschaft gesprochen. Als wir abends mit allem fertig waren, kam der Hofhund um die Ecke und es war klar – «Plitsch Platsch» und er lief über die frisch betonierte Platte. Als sich das Gelächter beruhigt hatte, haben wir die Pfotenabdrücke ausgebessert.
Der Ausgleich zur Baustelle
«Nachem Fürabe isch vorem Fürabe» (schmunzelnd)! Zu Hause erwarten mich meine Frau sowie unsere drei wundervollen Kinder, welche mir Halt und Zufriedenheit geben. Die Familie ist mir sehr wichtig, daher begleite ich im Sommer immer wieder gerne meinen Vater auf den Selibühl zu unserer Rinderalp im Gantrisch-Gebiet. Bei der Arbeit mit den Tieren geht mein Herz auf, das bedeutet für mich Heimat. Daneben bin ich in einem Sportclub, spiele Unihockey und wenn es die Zeit zulässt, bin ich im Schützenverein oder beim Treicheln anzutreffen.
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