Genis sagt über die Arbeit als Plattenleger: Hier bin ich tatsächlich mein eigener Chef.
Ich muss selber genau überlegen, ob und wie was geht, manchmal auch improvisieren und machen. Daheim habe ich ja schon meinen Chef, meine Mutter.
Mini Lehr – Plattenleger-Edition
Über Genis Omerbasic
Alter: 20 Jahre
Arbeitsort: Lyss, GLB Seeland
Beruf i.A.: Plattenleger
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Lieblingsfach in der Schule: Fachzeichnen
Hobbys: Fitness, mit Freunden raus gehen
Mein grösster Traum: Immobilienmakler werden
Über Jasmin Rall
Alter: 37 Jahre
Arbeitsort: Lyss, GLB Seeland
Beruf: Industriekauffrau
Geboren: im Schwabenland, Deutschland
Funktion: Assistentin der Geschäftsleitung Lyss und PR-Verantwortliche
Was mir wichtig ist: Familie und Freunde und die damit verbundene Zeit
Ziele: Nie zu wissen, was ich mal werden will, wenn ich gross bin
Motto: «Lass uns schauen was uns verbindet, nicht was uns trennt.»
Gespannt betrat ich letztes Jahr unseren Aufenthaltsraum, um von unseren derzeit 25 Lernenden der GLB Seeland ein bis zwei Lernende auszusuchen. Das war schwierig – 14 verschiedene Berufe mit unterschiedlichen Lehrjahresständen. Alle sind konzentriert an ihren Hausaufgaben oder machten kurz eine Pause zwischen den Foto-Shoots. Ich stell mir das schon anstrengend vor und ich kam dann noch mit den Interviewblättern zum Ausfüllen an. Doch ich verschaffte einen kleinen Anreiz: Wer sich direkt von mir interviewen lässt, muss den Interviewbogen nicht ausfüllen. Ein paar Köpfe gingen hoch, als Erster traute sich Genis. Wir führten ein sehr persönliches Interview und er liess mich auch an seinem Privatleben teilhaben.
«Die GLB in drei Worten für mich: starch, fründlech und sympathischi Lüt.»
Genis Omerbasic, Plattenleger, 1. Lehrjahr
Selbst ist Praktiker — Werde Plattenleger
Jasmin schaut bei Genis hinter die Kulissen
Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Mein 5 Jahre älterer Bruder hat sich vor 2 Jahren als Plattenleger selbstständig gemacht. Vor einem Jahr brach ich meine Lehre als Elektroinstallateur ab und begann ein 1-jähriges Praktikum.
Über das Internet fand ich als erstes die GLB und war nach einer 3-tägigen Schnupperlehre begeistert. Ich musste tatsächlich nur eine einzige Bewerbung schreiben.
Wäre noch ein anderer Beruf für dich in Frage gekommen?
Ja, Architektur. Für den Lehrberuf Zeichner hatte ich schon mal eine Bewerbung geschrieben, aber zweifelte dann an meinen schulischen Voraussetzungen. Dadurch kam mir der Anreiz erst mal Plattenleger zu werden und später mich auf mein Lieblingsfach zu spezialisieren und so zum Ziel Zeichner zu kommen.
Ich erzählte ihm, dass es in der GLB tatsächlich sehr viele Lebend-Beispiele in dieser Form gibt. Sogar bis hin zum Geschäftsführer.
Wir beide fanden, dass es immer nur von Vorteil ist mit dem Praktiker-Berufen das Feld von hinten zu räumen. Das Ziel wird dadurch ein anderes sein, weil man «von unten» angefangen hat und dadurch Verständnis und Wissen selbst erlebt hat.
Schildere kurz deinen momentanen Alltag deiner Lehre
Das 1. Lehrjahr konzentriert sich hauptsächlich auf die Vorbereitung des eigentlichen Plattenlegens: Platten tragen, grundieren, Einteilungen, zuschneiden (so wenig wie möglich Verschnitt ist die eigentliche Kunst), spitzen (falls es Renovationen gibt), alte Platten wegräumen, schleifen, abdichten in Nasszonen, aufräumen, staubsaugen, putzen…
Hört sich im ersten Moment nicht so attraktiv an, dachte ich mir. Aber er fügte noch hinzu…
Aber ich darf und kann ja jetzt schon Platten verlegen.
Und Tatsächlich ist die Vorbereitung eines Plattenlegers das A und O und damit wird begonnen.
Was gefällt dir am Besten?
Silikonieren, Kittfugen machen und somit «der Finish-Feinschliff ».
Was sind deiner Ansicht nach klare Stärken der GLB?
Ich habe nicht das Gefühl auf mich allein gestellt zu sein. Gerade beim Platten tragen, trägt man manchmal schwer, manchmal leichter – hier nennt sich das Teamwork. Wir sind für einander da.
Hast du Tipps für alle Berufssuchenden und Lernenden?
Viel Schnuppern gehen, eigentlich alles was dich so interessiert. Ich selbst war Schnuppern im Detailhandel, Dachdecker, Heizung/Sanitär, Elektro und sogar in einigen Bürojobs. Dadurch fand ich heraus, was ich im Moment nicht bin. Reine Büroarbeit ist nichts für mich, ich muss auf jeden Fall erst mal ins Handwerk.
Klares NEIN zu Drogen. Vor allem wenn man so jung ist.
Ich empfehle sogar weniger Ausgang, um sich auf die Schule und Arbeit zu konzentrieren. Obwohl mein Hobby «mit Freunde raus gehen» ist, gönn ich mir nur noch einmal im Monat einen richtigen Ausgang. Ich will am Morgen fit aufstehen können und einfach voll bei der Sache sein. Ich kann ja später wieder mehr ausgehen, aber jetzt ist es einfach sehr wichtig.
Du hast dir ja mehrere handwerkliche Berufe angeschaut, warum grade Plattenleger?
Ich hatte vorher eine Lehre als Elektroinstallateur 2,5 Jahre gestartet. Meine Noten waren in den ersten beiden Lehrjahren noch gut. Dann fielen Sie in den Keller.
Warum?
Meine Motivation ging auf einmal weg.
Warum war deine Motivation weg? Was passierte in dieser Zeit noch?
Diese Lehre startete ich mit 16 Jahren. Vielleicht hatte es auch was mit der Scheidung meiner Eltern zu tun.
Leider kann man sich nicht komplett abschirmen. Glaube das Timing einer Trennung der Eltern ist immer schlecht. Abgesehen davon, ist hier Timing gar nicht möglich. Ich bin auch ein Scheidungskind. Wie ging es deinen Geschwistern damit?
Ich habe 2 Halbgeschwister. Die traf es dadurch nur zu Hälfte.
Ohne meine jüngeren Vollgeschwister, wäre ich nicht so stark gewesen. Ich habe teilweise eine Elternrolle eingenommen, dadurch habe ich einfach gut funktioniert. Leider gibt man sich immer die Schuld… für was weiss man gar nicht genau. «lacht»
«lacht» Ja das stimmt!
Wie ging es dann weiter?
Auf jeden Fall fiel ich auf die Montageelektriker-Ausbildung zurück und meine Motivation reichte nach kurzer Zeit nicht mehr, um weiter zu machen und die Schule überforderte mich. Ich brach meine Ausbildung ab. So kam ich auf den Beruf Platteger, da die mathematischen Fächer mit weniger Formeln mir wahrscheinlich leichter fallen würden und so war es dann auch. Der handwerkliche und praktische Teil fiel und fällt mir immer leicht. Als Plattenleger ist das Praktische ein bisschen wichtiger, allerdings ist das Theoretische nicht zu vernachlässigen. Während der Arbeit als Plattenleger bin ich tatsächlich mein eigener Chef. Ich muss selber genau überlegen, ob und wie was geht, improvisieren und machen. Daheim habe ich ja schon meinen Chef, meine Mutter. «lacht»
Ich hatte mich gefreut von der Schule in die Lehre zu gehen, um mein eigenes Geld zu verdienen und nicht mehr die Eltern fragen zu müssen. Ich habe mich frei gefühlt.
Typisch Scheidungskind 😉.
Wie sind deine Zukunftspläne? Und was hast du dir für ein Ziel gesetzt?
Nach der Lehre muss ich ins Militär. Eventuell noch ein Jahr Polizeischutz und wenn mein Bruder Hilfe braucht kann ich ihn unterstützen. Wenn ich die Möglichkeit habe in diesem Zeitraum bei der GLB zu arbeiten bzw. wieder zurück zu kommen, dann mache ich das.
Laut deinen Hobbys ist Sport für dich wichtig?
Ja, vor allem das Boxen. Als Plattenleger ist es von Vorteil körperlich fit zu sein. Es geht in die Knie und in den Rücken. Durch Fitness lässt sich viel trainieren.
Würdest du dich wieder für diesen Lehrberuf entscheiden bzw. würdest du den gleichen Weg wieder gehen?
Ganz klar Ja.
Genis, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg im Berufsleben.
Konnten wir das Interesse an einer Berufsausbildung bei der GLB wecken?