Die goldbraunen und roten Blätter fallen und der Schnee lässt nicht mehr lange auf sich warten. Es wird Zeit, zur Baumschere zu greifen und unseren Bäumen sowie Sträuchern einen neuen Schnitt zu verpassen. In diesem Beitrag erfahren Sie alles, was es zu wissen gilt über den Winterschnitt. Wenn Sie folgende Tipps beachten, dürfen Sie sich auf eine ertragreiche Ernte und eine gesunde Pflanze freuen.
Warum ist der Winterschnitt so wichtig?
Beim Winterschnitt werden tote und vergreiste Äste entfernt, weil diese krankheitsanfällig sind und somit den ganzen Baum bzw. Strauch beschädigen können. Zu viele wahllos wachsende Äste ziehen dem Baum den ganzen Saft ab. Die Folge ist, dass er weniger, kleinere oder gar keine Früchte mehr trägt. Durch dichten Bestand der Äste trocknet der Baum im Innern schlecht ab, was wiederum dazu führt, dass sich Pilzkrankheiten stärker ausbreiten können. So muss unnötig Pflanzenschutzmittel verwendet werden, um die Ernte zu schützen.
Unterschied zum Sommerschnitt
Im Gegensatz zum Winterschnitt steht beim Sommerschnitt die Ästhetik im Vordergrund. Im Sommer wird hauptsächlich geschnitten, um Sträucher und Bäume in Form zu halten, somit ist dies lediglich ein Formschnitt.
Der Winterschnitt sorgt jedoch für das Erhalten der Gesundheit und der Blühfreudigkeit der Pflanzen und ist daher ein Erhaltungsschnitt. Dank der kalten Jahreszeit besteht ein viel kleineres Risiko von Pilzbefall, da sich die Pflanze in der Vegetationsruhe befindet. Somit ist der Saft in die Wurzeln zurückgezogen und ein starkes harzen bzw. bluten wird verhindert.
Profi klärt Mythen auf
«Der Gärtner muss seinen Hut durch die Zweige werfen können»
Durch eine lockere Krone können Gehölze im Innern schnell abtrocknen, was einen positiven Effekt hat gegen Pilzkrankheiten. Somit kann dies als vorbeugende Pflanzenschutzmassnahmen gewertet werden.
«Ein einfacher Abwartsschnitt tut’s auch»
Nein – sogenannte Abwartsschnitte sind kontraproduktiv. Die Pflanzen leiden meist nur unter den unsauberen und unkorrekten Schnitten der Heckenschere und können sich davon schlecht erholen. Bei Unsicherheiten wird immer dazu geraten, Experten um Rat zu fragen.
«Es gibt die perfekte Temperatur für den Winterschnitt»
Auch dieser Mythos ist falsch, denn es gibt keine perfekte Temperatur. Natürlich ist es angenehmer für den Gärtner bzw. die Gärtnerin, wenn es etwas wärmer ist. Für die Pflanzen jedoch spielt es keine Rolle, ob es minus 5 Grad oder plus 5 Grad ist.
«Winterschnitt nur an frostfreien und trockenen Tagen»
Wenn diese Regel eingehalten wird, wirkt sich dies positiv auf das Verwachsen der Schnittstelle aus. Ausserdem minimiert dies das Risiko eines Pilzbefalls, da die Schnittstelle schnell verwachsen resp. abtrocken.
Diese Tipps garantieren Erfolg
Das Wichtigste, was beim Winterschnitt zu beachten gilt, sind die Schnittstellen. Je sauberer und kleiner diese sind, desto besser kann die Pflanze die Schnittstelle verarbeiten. Es gilt die Faustregel, dass die Schnittstelle nicht grösser als ein Fünffrankenstück sein sollte.
Besser früh als spät – warten Sie nicht allzu lange mit dem Winterschnitt. Dieser sollte spätestens dann abgeschlossen sein, wenn der Pflanzensaft wieder beginnt zu zirkulieren. So wird das Harzen bzw. Bluten der Pflanze verhindert.
Vor lauter Bäume den Wald nicht mehr sehen – oder vor lauter Äste den Baum nicht mehr sehen. Betrachten Sie den Baum also von weitem, um beurteilen zu können, wo noch ein Schnitt nötig sein könnte. Der natürliche Habitus des Baumes sollte unbedingt beibehalten werden.
Beispiel: Blütenstrauch
Schritt für Schritt
Unterschiedliche Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche an deren Winterschnitt. So werden beispielsweise Rosengewächse komplett heruntergeschnitten, Sträucher jedoch nur ausgedünnt. Daher gilt es als erstes die Pflanze zu bestimmen und dann deren Ansprüchen gerecht zu werden. Trotzdem gibt es einige grundlegende Schritte, welche bei allen Pflanzen angewendet werden.
Zuerst muss die Pflanze genau betrachtet werden. So kann entschieden werden, was nun alles geschnitten werden muss. Generell gilt es, alle Konkurrenztriebe zu entfernen. Diese stören nicht nur optisch, sondern verletzen auch die jungen, gesunden Triebe durch Reibstellen von mehreren Ästen. Dies sind alle abgestorbenen Triebe sowie Zweige und Äste, welche steil nach oben oder nach innen wachsen. Die toten Äste können an deren grauen Färbung erkennt werden und sind in der Regel sehr brüchig. Diese werden direkt am Stamm abgeschnitten.
Weiter werden am Stammansatz wachsende Schösslinge (ein langer, junger Trieb) entfernt. Diese laugen den Baum aus, sodass Nährstoffe nicht bis zur Krone gelangen. Daher ist es wichtig, diese zu entfernen.
Zu guter Letzt kann die Pflanze nach persönlichen Vorlieben in Form gebracht werden.
Beispiel: Rosen
Baumschere oder Säge?
Sträucher und Jungbäume können problemlos mit der Baumschere gepflegt werden. Hierbei ist auf ein scharfes und rostfreies Gerät zu achten. Bei Baumscheren gilt, je länger der Griff ist, desto kleiner ist der Kraftaufwand.
Nachdem bei Obstbäumen der Aufbauschnitt abgeschlossen ist, wird der Einsatz einer Baumsäge (Fuchsschwanz) dringend empfohlen. So kann der Grundsatz «schneiden statt schnippeln» eingehalten werden.
Der Einsatz der Kettensäge sollte unbedingt dem Profi überlassen werden. Einerseits ist die Verletzungsgefahr sehr gross, andererseits müssen die Schnitte mit der Kettensäge gut überlegt sein, um dem Baum nicht mehr zu schaden als zu nutzen.
Sicherheitsvorkehrungen
Um sich gegen Absturz zu sichern wird der Einsatz eines Klettergurtes dringend empfohlen. Dank der Sicherung kann viel freier und sicherer auf dem Baum gearbeitet werden.
Fachmännische Hilfe
Oft werden die Wichtigkeit und die Ausführung des Winterschnitts unterschätzt. Vermeiden Sie diesen Fehler und zögern Sie nicht, Hilfe zu holen. Lassen Sie sich fachmännisch beraten, schulen oder unter die Arme greifen. Unsere Fachspezialisten sind für Sie da.
Lust auf mehr Fachinfos? Downloaden Sie jetzt unser Merkblatt zum Winterschnitt an Blütensträucher.