Als Familie Wiesmann im Jahr 2017 das sanierungsbedürftige Einfamilienhaus mit Baujahr 1936 aus Familienbesitz übernehmen konnte, musste die Bauherrschaft eine Strategie entwickeln. Dafür haben sie selbstständig eine Analyse des Zustandes der Gebäudehülle sowie die Daten der Gesamtenergiebilanz der Liegenschaft erstellt.
Aufgrund des Wissens und des ausübenden Berufs von Beat Wiesmann als Planer bei der GLB, hat er mit seiner Familie die Analyse der Gebäudehülle selbstständig erstellt. Natürlich empfiehlt die Familie Wiesmann allen ohne spezifisches Wissen über energetische Sanierungen, eine Energie-Fachperson zurate zu ziehen. Diese GEAK-Profis erstellen einen individuellen GEAK Plus (Gebäudeausweis der Kantone), welcher anschliessend als Informationsquelle für Sanierungsvarianten inklusive möglicher Förderbeiträge dient.
Erster Schritt: Innensanierung
Priorität hatte die Innensanierung, damit das Haus schnellstmöglich bezogen werden konnte. Die ganzen Haustechnikinstallationen sowie Boden-, Wand- und Deckenbeläge mussten ersetzt werden. Nassräume und Küche wurden saniert und die Elektrogeräte (Waschmaschine, Tumbler, Backofen und Kühlschrank) durch effizientere Apparate ersetzt. Auch die Wärmeverteilung inklusive Gussradiatoren wurden erneuert. Für eine Fussbodenheizung war zu wenig Aufbauhöhe vorhanden und das 80-jährige, gut erhaltene Massivparkett hätte entfernt werden müssen. Aus energetischer Sicht konzentrierte sich die Bauherrschaft vorerst auf den Ersatz der Aussentüren und Fenster. Die Rollläden wurden durch Jalousien ersetzt, um die Wärmebrücken im Sturzbereich der Fenster zu eliminieren. Leider konnten für den Fensterersatz keine Fördergelder anmeldet werden, da diese nur im Zusammenhang mit einer Fassadensanierung finanziell unterstützt wurden.
Zweiter Schritt: Dachsanierung
Nach sechs Jahren hatte die Bauherrschaft wieder genug Kapital angespart, um das Dämmen des Daches in Angriff zu nehmen. Da die Familie mittlerweile fünf Personen zählte, wollten sie die Dachsanierung gleich mit dem Ausbau des Estrichs kombinieren. Im Sommer heizte sich der Dachraum extrem auf, und im Winter kühlte er aus, wodurch viel Heizenergie nach oben abfloss. Ein Unterdach war keines vorhanden. In beheizten Räumen ist ein solches aber zwingend, da ein Wassereintritt von aussen aufgrund der Dämmung und der inneren Verkleidung meist zu spät erkannt wird, und dies zu massiven Bauschäden führen kann.
Für die Ausführung engagierte die Familie Wiesmann die Dachdecker und Spengler der GLB. Die alten Ziegel sowie die Lattung und Dämmung wurden von aussen entfernt. Ein 60 mm dickes Holzfaserunterdach wurde auf die Sparren montiert. Dieses dient gleichzeitig als Wärmedämmung. Anschliessend konnten zwei Dachflächenfenster eingebaut werden, die zusammen mit der bestehenden Lukarne genügend Licht in den Wohnraum bringen. Das Dach wurde danach mit neuen Ziegeln eingedeckt.
«Da unsere Familie mittlerweile fünf Personen zählt, wollten wir die Dachsanierung gleich mit einem Ausbau des Estrichs kombinieren.»
Beat Wiesmann, GLB Oberaargau, Planung
Nach Abschluss der Aussenarbeiten folgte das Dämmen von innen. Die Familie Wiesmann entschied sich ebenfalls für Holzfaserplatten. Das Material ist diffusionsoffen und kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben ohne Verlust der Dämmwirkung, was Schimmelbildung verhindert und zu einem gesunden Wohnklima beiträgt. Zudem hat Holz eine der höchsten Wärmespeicherfähigkeit, was sich im Sommer wie auch Winter positiv auf die Raumtemperatur auswirkt.
Holz ist ein nachwachsender, CO₂-neutraler Rohstoff, welcher bei der Herstellung zu Dämmplatten viel weniger Energie benötigt als Mineralwolle (Stein oder Glas). Für das Dämmen des Daches konnten Fördergelder geltend gemacht werden.
Dritter und vierter Schritt: Kellerdecke dämmen und Heizung ersetzen
Weil das bestehende Mauerwerk keinen allzu schlechten Dämmwert aufweist, wird als Nächstes das Dämmen der Kellerdecke in Angriff genommen. Danach steht der Ersatz der Ölheizung an. Aufgrund des vorhandenen Kamins und des Öltankraums würde sich als Alternative zur Wärmepumpe eine Pelletheizung anbieten. Der Tankraum könnte relativ einfach zu einem Pellet-Lager umgenutzt werden.
«Bevor die Heizung ersetzt wird, sollte zuerst der Energieverlust des Gebäudes möglichst reduziert werden. Ansonsten besteht die Möglichkeit, dass der Wärmeerzeuger überdimensioniert wird.»
Beat Wiesmann, GLB Oberaargau, Planung
Fünfter Schritt: Fassadensanierung
Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten wird die Fassade neu gedämmt. Dafür müssen aber der Balkon und das Vordach abgetrennt werden, um die Wärmebrücken zu eliminieren. Dies würde das Aussehen des Hauses massiv verändern, was sich Familie Wiesmann zurzeit nur schwer vorstellen kann.
Fazit
Jede energetische Massnahme verändert das ganze Gebäudesystem als Ganzes. Deshalb ist eine auf das Gebäude und die Bauherrschaft abgestimmte Sanierungsstrategie wichtig. Im Fall der Familie Wiesmann wurde bei der Dachsanierung aufgrund der speziellen Dachform – einem Satteldach mit beidseitigem Walm und den Durchdringungen mit Dachfenster und Kamin – vorerst auf den Einbau einer Photovoltaik-Anlage verzichtet. Diese soll später auf einem neuen Carport installiert werden.
Weitere Informationen zu energieeffizientem Sanieren finden Sie hier.